Diskriminierung: Bedeutung und Beispiele

von Ioannis Alexiadis

Rassismus, Diskriminierung oder Benachteiligung? Eine Begriffsabgrenzung

In öffentlichen Debatten ist viel die Rede von „systemischem“ oder „strukturellem“ Rassismus. Rassismus wird hier synonym für Diskriminierung verwendet, beschreibt aber etwas gänzlich anderes. Für eine differenzierte Diskussion des Themas ist es hilfreich die Begriffe Rassismus, Diskriminierung und Benachteiligung voneinander abzugrenzen. Rassismus ist eine Ideologie, Diskriminierung ein Akt und Benachteiligung eine Konsequenz. Alle drei existieren unabhängig voneinander.

Diskriminierung kann eine Konsequenz von Rassismus sein, muss sie aber nicht. Ebenso kann Benachteiligung eine Konsequenz von Diskriminierung sein, ihre Ursache kann aber auch an anderer Stelle liegen.

Strukturelle Diskriminierung

Strukturelle Diskriminierung ist immer formell und offiziell. Staaten und Gesellschaften richten sich mit Gesetzen und Regeln direkt gegen Personen mit einer bestimmten Eigenschaft wie Religion oder Herkunft. Beispiele hierfür sind die Nürnberger Rassengesetze, die Jim-Crow-Laws (Diskriminierung von Afro-Amerikanern in den USA), das Islamische Recht während dem Osmanischen Reich (in dem Muslime privilegiert waren), oder das indische Kastenwesen.

Strukturelle Benachteiligung

Einige Menschengruppen sind in einer Gesellschaft benachteiligt. Für Menschen mit Migrationshintergrund sind Nachteile vorhanden weil sie die lokale  Sprache nicht ausreichend beherrschen, das Wissen um lokale Bräuche fehlt oder sie kein persönliches Netzwerk vor Ort besitzen. Die Ursache für ihre Benachteiligung ist nicht ausschließlich in Diskriminierung zusehen. Es ist auch eine Folge von Migration an sich.

Eine zweite Ursache für die strukturelle Benachteiligung von Individuen ist ihre Unattraktivität, die genetisch oder sozial bedingt sein kann. Menschen die als hässlich wahrgenommen werden oder mit einem geringen Selbstwertgefühl ausgestattet sind, haben es in einer Gesellschaft schwieriger ihre Träume zu verwirklichen und ein glückliches Leben zu führen.

Individuelle Diskriminierung

Innerhalb einer Gesellschaft diskriminieren einzelne Menschen andere aufgrund von Vorurteilen. Diese Art der Diskriminierung und Benachteiligung ist im Vergleich zu den ersten beiden schwer messbar und ermittelbar. Für die Opfer sind alternative Möglichkeiten vorhanden sich zu verwirklichen, da sie nicht von allen Menschen diskriminiert werden. Ihre Diskriminierung ist nicht strukturell.

Zimbardos Erfahrungen mit der Zeitorientierung

Der Psychologe Phil Zimbardo ist als Kind in einer sizilianischen Einwandererfamilie in New York aufgewachsen. Sizilianische Familien lebten damals für den Tag und investierten wenig in die Bildung ihrer Kinder. In Zimbardos Terminologie waren sie gegenwartsorientiert und blieben daher in niedrigqualifizierter Beschäftigung hängen. Zimbardo konnte aus diesem Zyklus ausbrechen und eine wissenschaftliche Karriere verfolgen, weil ihm seine Lehrer in der Schule beibringen konnten zukunftsorientierter zu denken und auf gegenwärtiges Vergnügen, in Erwartung zukünftiger Belohnung, zu verzichten. Diese Geschichte zeigt, dass strukturelle Nachteile auch kulturell bedingt sein können.

Umgang mit Diskriminierung

Eine Gesellschaft kann strukturelle Diskriminierung verhindern. Darüber hinaus kann sie  strukturelle Benachteiligung und individuelle Diskriminierung abmildern, indem sie den Benachteiligten offiziell Hilfe anbietet. Diskriminierung und Benachteiligung lässt sich durch den Staat aber nicht komplett abschaffen, ohne die Freiheitsrechte seiner Bürger zu beschneiden. Ein Staat kann weder Schönheitsnormen kontrollieren, noch feststellen, ob bei jeder Benachteiligung eine Diskriminierung vorliegt oder nicht.

Literatur:

Philip Zimbardo und John Boyd: Die neue Psychologie der Zeit: und wie sie Ihr Leben verändern wird. Spektrum Akademischer Verlag, 2009.

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