Der Islam

Grundprinzipien des muslimischen Glaubens

Der Islam ist eine monotheistische Religion die Bezüge zum Judentum und Christentum hat und sowohl Abraham als auch Jesus Christus ebenfalls als Propheten Gottes ansieht. Mohammed stellt in dieser Reihe von Propheten den letzten Botschafter Gottes dar, auf den bis zum jüngsten Gericht keiner mehr folgen wird.

Entstehung und Ausbreitung

Der Islam war äußerst wichtig für die arabische Staatsbildung, die eine neue Form der Gemeinschaft bildete. Nicht mehr der Clan oder die Familie, sondern die islamische Gemeinde (umma) bestimmte die Zugehörigkeit. Der Islam ermöglichte erstmals als Religion der Stadt (Mohammed war ein Städter) die Kontrolle der Nomadenstämme Arabiens durch den Staat. Mohammed gehörte zum Clan Haschim, der zum Stamm Quraisch zuzurechnen ist. Die Aussiedlung (hidschra) des Propheten Mohammed aus Mekka und seine Flucht nach Medina hatte seine Ursachen in der Rivalität zu anderen Clans. In der Folge kam es durch Mohammeds islamischer Gemeinde zu Überfällen und kriegerische Auseinandersetzungen mit den verfeindeten Clans Mekkas, die zu der Zeit üblich waren. 630 gelang Mohammed die Eroberung Mekkas. Nach dem Tod Mohammeds im Jahr 632 wurde das Kalifat (chilafa) als Amt des Vertreters des Propheten eingeführt. Allerdings ging seine religiöse Autorität im Lauf der Zeit verloren und übertrug sich auf die Gelehrten (al ulama). Die anschließende Verbreitung des Islams erfolgte durch die militärische Expansion des arabischen Staates. Binnen kurzer Zeit wurden der Nahe Osten, Iran, Nordafrika und die iberische Halbinsel dem persischen und Oströmischen Reich entrissen. Nichtmuslime (Christen, Juden und Zarathustrier) waren Schutzbefohlene (Dhimmi), genossen den Schutz des arabischen Staates und mussten eine spezielle Steuer (jizya) bezahlen. Die Annahme der Religion des Islam brachte für Nichtmuslime viele Vorteile mit sich (weniger Steuern, bessere Aufstiegschancen). Die Islamisierung der eroberten Gebiete vollzog sich daher nicht durch aktive Missionierung, sondern war ein Prozess der Anpassung an die neuen staatlichen Gegebenheiten.
661 übernimmt in Damaskus der einst feindliche Clan der Umayyaden die Führung in der Gemeinde. Dies markiert den Zeitpunkt der Spaltung der muslimischen Gemeinde, da Schiiten den unterlegenen Ali, Vetter und Schwiegersohn Mohammeds, als legitimes Oberhaupt der umma ansehen. Die Umayyaden wurden 750 von den Abbasiden, Nachfahren eines Onkels Mohammeds, gestürzt. Ihr Kalifat hatte sein Zentrum in Bagdad und verlor seinen rein arabischen Charakter, da vor allem die alte iranische Herrenschicht den Islam annahm und große Beiträge in die islamische Gemeinde einbrachte. 1055 eroberten türkische Seldschuken Bagdad. Die im Verlauf eingesickerten Turkvölker (von Persern und Arabern als Halbwilde angesehen) gründeten das Sultanat, da die neuen Herrscher keine religiöse Legitimität besaßen. Der Titel des Sultans verlieh weltliche Macht, und erhielt seine faktische Legitimation vom Kalifen, der aber seine religiöse Autorität bereits eingebüßt hatte.

Der Koran und seine Auslegung

Die Offenbarung des Korans erfolgte mündlich und die Sammlung der mündlichen Überlieferungen wurde von Kalif Uthman(644-656) schriftlich zusammengetragen. Für die Auslegung des Korans ist der Berufsstand der Gelehrten (ulama) verantwortlich, da sich im Islam keine dem Christentum ähnliche, hierarchische Kirchenstruktur herausbildete. Die islamische Theologie (kalam) brachte dabei verschiedene Schulen hervor. Die ersten Theologen gehörten der Qadariyya an und betonten die menschliche Willensfreiheit. Diesen Gedanken griff die spätere Schule der Mu’tazila auf und ging sogar weiter den Koran als nicht göttlich und damit nicht von Ewigkeit anzusehen. Sie verschwand im Lauf der Zeit, ihre rationale Methode der Dialektik blieb aber erhalten. Auf einen der Gegner dieser Schule Ahmad ibn Hanbal (780-855), beruft sich der heute in Saudi-Arabien vorherrschende Wahhabismus. Diese Gegner beriefen sich auf die sogenannte Prophetentradition (hadith), überlieferte Aussprüche des Propheten, die nicht angezweifelt werden konnten. Eine ununterbrochene Kette an Überlieferungen galt dabei für sich genommen als wichtiges Qualitätskriterium. Ein hadith hatte folgende Struktur:
… sagte … habe ihm erzählt, er habe Mohammed sagen hören, dass… nicht erlaubt ist.
Das Hadith fand nicht nur in der Theologie Anwendung, sondern auch bei der Rechtsgelehrsamkeit (fiqh). Hadithe bildeten daher auch die Grundlage in der Rechtsprechung und finden bis heute Geltung im traditionellen, islamischen Gesetz (schari’a). Aufgrund des Fehlens einer obersten dogmatischen Autorität wird im Islam auf Gutachten (fatwa) der Gelehrten zurückgegriffen, die Antworten auf religiöse Alltagsfragen (Zulässigkeit von Kinobesuchen etc.) geben, die allerdings unverbindlich sind.

Verhältnis zu Christentum und Judentum

Angefangen mit den Kreuzzügen haben vor allem Kolonialismus und Zionismus das Verhältnis zu Christen bzw. Juden getrübt. Die ökonomische Rückständigkeit die dem Kolonialismus vorausging und die Bervormundung während diesem, wurde von vielen Muslimen als Erniedrigung der islamischen Welt aufgefasst.
Umgekehrt haben im Abendland die Piraterie der nordafrikanischen Barbareskenstaaten und ägyptischen Mamluken, sowie der osmanische Imperialismus, das Bild vom gewaltbereiten Moslem und gefährlichen Islam geprägt, das in Teilen bis heute Bestand hat.

Verantwortlich: Ioannis Alexiadis


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Literatur:

Breitman, Ilana; Frazer, Janet: The Forgotten Founding Father of America The Barbary Conflicts, Part II: Navy and Commerce, 1776-1816. AP U.S. History, 2009.

Brunner, Rainer (Hrsg.): Islam: Einheit und Vielfalt einer Weltreligion. Kohlhammer Verlag, 2016.

Halm, Heinz: Der Islam: Geschichte und Gegenwart. C.H.Beck, 2015.